Beim Essen meditieren?

Für viele Menschen ist das Meditieren ein routinierter Bestandteil ihres Lebensalltags. Dabei gibt es viele Arten der Meditation, die du optimal in deine jeweilige Situation integrieren kannst, egal wo du gerade bist, wie viel Zeit du hast, welche Klamotten du trägst oder in welcher Position du dich befindest (liegend, stehend, gehend, sitzend).

Eine weniger bekannte Variante ist die Meditation während des Essens. Wir essen im Schnitt 2-4 Mal am Tag und befinden uns währenddessen die meiste Zeit im Autopilotmodus. Das können wir daran merken, wenn die Chipstüte oder die Tafel Schokolade ganz plötzlich leer ist, ohne dass wir überhaupt so richtig etwas geschmeckt oder uns dabei satt gegessen haben.

Wenn du nicht eh schon dabei bist, dir deine nächste Mahlzeit zuzubereiten, kannst du das bspw. mit ein paar Rosinen oder Nüssen ausprobieren. Grundlegend verlangsamst du nun jeden der folgenden Schritte:

1. Nimm einen Teller mit dem Essen und stelle ihn vor dich hin.

2. Sei dankbar für dein Essen. Danke dir selbst oder der Sonne, dem Regen, den Menschen, die deine Nahrung angebaut, geerntet und verarbeitet haben. (Wenn du besonders dankbar sein möchtest, dann kannst du dies sogar für die Regenwürmer und Bienen sein, die den Boden auflockern und anreichern oder die Pflanzen bestäuben. Dabei kann dir einmal mehr bewusst werden, dass alles auf unserer Erde miteinander verbunden ist).

3. Als nächstes bleibst du für ca. 1 Minute vor deinem Teller sitzen, ohne etwas zu tun. Sitze einfach da und nimm Verbindung zur Stille auf. Vielleicht kannst du dein Essen nun schon riechen und empfindest ein zunehmendes Hungergefühl?

4. Betrachte dein Essen und mache dir bewusst, dass ein Großteil der Erdbevölkerung sich in ständigem Hunger und Verlangen befindet. Und vielleicht kannst du gerade jetzt erleben, wie schwierig es ist, dieses Hungergefühl nur 1 Minute auszuhalten.

5. Wie fühlt sich der Hunger an? Wo in deinem Körper nimmst du ihn wahr? In deinem Mund, im Bauch oder auf der Zunge?

6. Beginne nun langsam zu Essen, indem du die Rosine in deiner Hand hältst und sie betrachtest. Versuche sie in ihrer ganzen Form und Farbe wahrzunehmen. Während du sie betrachtest, kannst du dir ihre ganze Geschichte vor Augen führen. Zunächst wuchs sie als Traube auf einer Rebe heran. Nach der Ernte wurde sie in der Sonne getrocknet, verpackt und verschifft, bis du sie gekauft hast und nun gleich essen wirst.

7. Stelle dir vor, dass du Teil eines riesigen Netzwerkes bist und nun etwas in der Hand hältst und zum Überleben zu Energie für deinen Körper umwandeln wirst, was die Erde hervorgebracht hat.

8. Wie fühlt sich die Rosine an? Ist sie weich oder klebrig, kalt oder warm? Kannst du spüren, wie sich Speichel ganz von alleine in deinem Mund bildet?

9. Führe die Rosine nun ganz langsam zu deinem Mund. Lege sie behutsam auf deine Zunge und spüre, wie sie sich hier anfühlt. Schließe die Augen und fang an zu kauen. Schmecke und kaue die kleine Rosine ganz bedacht.

10. Kannst du spüren, wie die Nahrung über deine Speiseröhre durch deinen Körper hinuntergleitet?

Durch das achtsame Essen (und Trinken) kann sich deine Beziehung zur Nahrung verändern. Du kannst begreifen, dass man auch aus wenig viel machen kann oder dass an schlichten Rosinen ganz schön viel dran ist. Du schärfst deine Sinne und entwickelst ein feinfühligeres Gespür für deine Körperempfindungen. Diese bewusste und achtsame Vorgehensweise wird sich mit der Zeit, je öfter und regelmäßiger du sie trainierst, auf weitere Bereiche deines Lebens ausweiten. In der Hoffnung, dass du dich dabei immer wohler, zufriedener und ausgeglichener fühlst und wieder mehr Kontakt zu dir selbst und der Verbundenheit mit Allem erlangst.

Falls Rosinen nicht auf deinem Ernährungsplan stehen, kannst du diese Übung auch mit der nächsten Tasse Kaffee oder Tee ausprobieren.

Für deine nächste (Ess-)Meditation wünsche ich dir viel Spaß und interessante Wahrnehmungen und Regungen.

So schaffst du dir (mehr) Freiraum im Alltag

  • Frage dich im Laufe des Tages öfter mal: "Habe ich im Moment Freiraum?"
  • Sollte deine Antwort "Nein" lauten, mache es dir zur Priorität, wieder in den Freiraum zurück zu finden. Halte einen Moment inne und spüre nach, was dir nun guttun würde. Vielleicht eine kleine Pause, ein Spaziergang, eine kurze Meditation, eine Aussprache mit jemandem oder den "guten Ort in deinem Körper" aufzusuchen.
  • Sei bei allem, was du tust, vor allem auch im Kontakt mit anderen Menschen, zu 50 % deiner Aufmerksamkeit bei dir, im eigenen Körper.
  • Übe innere Achtsamkeit, sei präsent, absichtslos und akzeptierend im Hier und Jetzt.
  • Halte, vor allem in Stresssituationen, immer wieder inne und spüre in dich hinein: Wie atme ich, was denke ich, wie fühle ich mich, wie sind meine Körperempfindungen gerade? Nimm alles so wahr und an, wie es gerade ist, ohne es verändern zu wollen.
  • Erinnere dich daran, dass du mehr bist, als deine Probleme, Sorgen oder der Stress. Die gegenwärtigen Gefühle und Erfahrungen sind lediglich "ein Teil von mir" oder "etwas in mir".
  • Mache dir bewusst, dass Freiraum schaffen nicht bedeutet, unangenehme Erfahrungen oder Gefühle verschwinden zu lassen, sondern eine gute Beziehung, geprägt von Achtsamkeit und Akzeptanz, zu allen auftauchenden Erfahrungen zu schaffen.
  • Achte auf Beziehungs-Freiräume, indem du dich fragst: Habe ich gerade genügend Freiraum zu der Person vor mir? Wenn nicht, wie kann ich ihn wiederfinden? Eventuell reicht die bloße Bewusstwerdung, die Lenkung deiner Aufmerksamkeit auf deinen Körper oder die Erinnerung an Freiräume. Vielleicht bedarf es aber auch einer Offenbarung deiner Gefühle oder eine Aussprache? Oder übernimmst du zu viel Verantwortung für deinen Gegenüber?
  • Baue genügend Freiraum-Inseln (also freie Zeiten, in denen keine Aufgaben oder Erwartungen auf dich einprasseln) in deinen Alltag ein.
  • Nimm immer wieder mal Kontakt zu deinem guten Ort im Körper auf, besonders vor und während schwieriger bzw. anspruchsvoller Situationen.

Quelle: Kersig, Susanne: "Freiraum finden bei Stress und Belastung", 2014

 

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